Sagen

 

Grenze zwischen Gut und Böse
Der Sage nach hatte der Teufel einst seinen Knechten befohlen, an der Grenze seines Reiches und Einflussgebietes eine gewaltige Mauer zu errichten. Jedes Mal aber, wenn in der Nacht das Werk vollendet war, brach bei Sonnenaufgang ein Teil der Mauer wieder zusammen. Die Sonnenstrahlen waren stärker als die Kräfte der Finsternis und des Bösen. Da erkannte der Teufel Zorn erfüllt, dass seiner Macht Grenzen gesetzt waren. Wutentbrannt griff er einen riesigen Felsbrocken und zerstörte damit das Mauerwerk weiter, so dass nur noch ein Rest geblieben ist. 

 

Der Teufel wollte Land von Gott haben
Gott und Teufel stritten sich um den Besitz der Erde. Sie einigten sich, Gott sollte das fruchtbare Flachland behalten, der Teufel aber das erzhaltige Harzgebirge bekommen. Nun sagte Gott: "Wenn du eine Mauer um das Land bis zum ersten Hahnenschrei baust, gehört es dir." Der Teufel schleppte Steine heran und fing an am Harzrand zu bauen. Die Sonne ging auf und der Hahn krähte als noch ein Stein fehlte. Damit war die  Arbeit vergeblich und die Mauer stürzte zusammen. So entstand die bizarre Form der Teufelsmauer.

 

Der Teufel vom Blocksberg
Mit großer Sorge sah der Teufel vom „Blocksberg“ (Brocken) aus, wie in seinem Reiche Kirchen und Klöster errichtet wurden. Da er befürchtete, hierdurch würde seine Macht gebrochen werden und die heidnischen Opferstätten veröden, beschloss er, eine riesige Mauer um den Harz zu bauen. Sein teuflisches Werk konnte jedoch nur im Schutz der Nacht gelingen und musste bis zum ersten Hahnenschrei vollendet sein. Schon früh auf den Beinen zum Markt nach Quedlinburg war eine Bäuerin mit ihren Waren und einem Hahn im Korbe auf dem Rücken. Sie war verwundert, als sie auf ihrem gewohnten Wege die gewaltige Mauer erblickte, erschrak und stürzte, als sie den Teufel sah. Ebenso erschrocken war der Hahn im Korb und krähte so laut er konnte. Der Teufel hörte den Hahnenschrei, glaubte deshalb, dass die Nacht zu Ende sei und zerstörte vor Wut die Mauer. Deshalb entstand ihre ungewöhnliche Form.

 

Die Gegenstein bei Ballenstedt
Unweit Ballenstedt ragen zwei Felsen empor, welche die seltsame Bezeichnung  " der stumme und der laute Gegenstein" tragen. Jetzt sind sie beide stumm, aber der laute Gegenstein hat einmal getobt, lauter als ein Mensch es vermag und lauter, als man es hören mochte.
Das war so:
In Ballenstedt, welches früher ein kleines Dorf war, lebte ein bemittelter Bauer; der war geizig über die  Maßen und wenn er glaubte, einen Profit zu machen, war ihm jedes Mittel recht. An einem schönen Sonntagmorgen ritt er auf Quedlinburg zu, um dort in die Kirche zu gehen. Vor Tau und Tag war er aufgestanden und hatte geschafft im Stall, Scheuer und Hof. Davon war er müde geworden und statt den schönen Morgen zu genießen, schlief er auf seinem Pferde ein. Plötzlich stand der Braune. Der Bauer erwachte, aber alles Hüh und Hott brachte das Tier nicht wieder in Bewegung. Er stieg herab und nun sah er zu seinem erstaunen, dass ihm die ganze Gegend fremd war. Nur an den beiden Felsen erriet er, dass er in der Nähe der Gegensteine sei. Mit Staunen jedoch bemerkte er an dem Felsen eine Tür. er ging herzu, öffnete die Tür und sah, dass drinnen im Felsen eine Treppe abwärts in eine Höhle führte. Unten aber gewahrte er einen Haufen Gold- und Silbergeld.  Links daneben lag eine silberne Peitsche, rechts eine riesiger Hund, der wütend zu dem Bauer empor glotzte aus feurigen funkelnden Augen. " Ach was", dachte der Bauer, "werde mich doch vor dem Hunde nicht fürchten!" ging hinunter und holte sich die Tafeln voll Geld herauf, schüttete es aus und stieg noch einmal hinab. Da knurrte der Hund leise und drohend, aber er ließ den Bauer nehmen, soviel er mochte und damit hinauf  klettern. Die Geldgier des Mannes war aber so gewaltig gereizt, dass er sich nicht versagen konnte, zum dritten male in die Höhle zu steigen. Diesmal knurrte der Hund lauter und fletschte wütend die Zähne. Den Bauer gruselte es nun doch, denn solch grässlichen Hund hatte er noch nie gesehen. Aber als er oben war, fiel ihm die Peitsche ein. Die Peitsche im Stich lassen? Nein, da hätte er nicht müssen solch ein Pferdenarr sein. Um die Peitsche müssten ihn alle Leute beneiden, meinte er und stieg wieder herab. Auch die Peitsche ließ ihn der Hund nehmen, als aber der Bauer Miene machte, sich noch einmal die Taschen voll Geld zu stopfen, da erhob der Hund ein rasendes Geheul; die Felswände erzitterten und Feuergarben zuckten aus des Riesenhundes Rachen und Augen. Dazu bebte der Boden unter den Füßen des Mannes und er hörte ein Poltern, Krachen und Brüllen, dass ihm Hören und Sehen verging. Wie er hinaufgekommen war, wusste er nicht. Er fand sich am Boden liegend in der nähe der Gegensteine und neben ihm stand sein Brauner. Es war zu schrecklich gewesen, um das Erlebte für Wahrheit zu halten, aber - die silberne Peitsche, die er in der Hand hielt, belehrte ihn, dass er nicht bloß geträumt hatte. Mühsam stieg er auf sein Pferd und ritt nach Hause. Dort legte er sich, und acht Tage darauf war er tot.